Was kostet ein Mountain Bike Trail?

Was du in diesem Blogbeitrag erfährst

Wie man Typen von Mountainbike Trails unterscheidet, wie man Qualität im Trailbau beurteilt und wie man die Kosten eines Trails bestimmen kann. Außerdem präsentieren wir euch ein simples Kalkulations-Tool, mit dem eine erste grobe Kostenschätzung möglich ist.

Lesezeit

15 min.

Eine Analogie aus dem Alltag

Ein neues Auto muss her!.. In dieser Situation hat sich sehr wahrscheinlich jeder von uns schon einmal befunden. Wir wollen dieses Beispiel heranziehen, um das Thema einmal ganz plakativ vor uns auszubreiten.

Fiat Panda oder Toyota Hilux?

Welcher Wagen wird meine individuellen Bedürfnisse eher erfüllen, entspricht meiner Preisvorstellung und ist daher die bessere Investition? Was habe ich im Detail mit dem Auto vor und was muss es können? In unserem Beispiel gehen wir einfach einmal davon aus: Geländegängigkeit ist ein Muss - und die uns gebotene Auswahl hat sich auf die folgenden zwei Allrader eingeengt: Einen Toyota Hilux Xtracab SR5 Pickup mit offener Ladefläche, einer 22R-E Maschine, mit Suspension-Lift, polierten 15 Zoll Alufelgen, Klimaanlage und Alpine Stereo-Anlage und einen Fiat Panda 45 4x4 mit Kofferaum,  zuschaltbarem Allradantrieb und wassergekühltem 900-ccm-Motor. Nun - welcher von den zwei soll es werden? Wenn ich hier eine gute Entscheidung treffen will, wird es sich nicht vermeiden lassen, systematisch vorzugehen und die spezifischen Anforderungen und Unterschiede klar herauszuarbeiten!

Beim PKW-Kauf, genauso wie bei jeder anderen Investition gilt: Der aufgeklärte Käufer kennt seine Bedürfnisse, recherchiert vor dem Kauf, vergleicht Preise und Angebote, achtet auf Qualität und Nachhaltigkeit, hinterfragt Werbeversprechen, kauft bewusst und überlegt. Der naive Käufer kauft impulsiv und emotional, fällt auf unseriöse Angebote herein, vertraut blind auf Werbung, lässt sich von Statussymbolen beeinflussen, ist anfällig für Manipulationen und kauft oft mehr oder weniger als nötig!

Nicht nur beim Autokauf, sondern bei jeder größeren Anschaffung sind diese Überlegungen wichtig. Wenn es dann aber schlussendlich um große Investitionen für Projekte geht, die auch wirtschaftlich Sinn machen müssen, ist eine solide Kenntnis der Zielgruppen und der Produkte, genauso wie ein guter Überblick über den Markt von fundamentaler Bedeutung.

Investition “Mountainbike Trail”

Mit der Umsetzung von Mountainbike Trail Projekten sind in der Regel hohe Investitionssummen verbunden. Wie groß die Investitionen letztendlich sind, ist extrem variabel und von vielen verschiedenen Faktoren abhängig und die Preisgestaltung ist daher oft komplizierter als vermutet. Zuerst wird eben zu entscheiden sein, ob wir eher einen Fiat Panda oder einen Toyota Hilux wollen - oder, wenn wir nun von Trails sprechen - ob’s ein Radweg oder ein Flow Trail, oder gar eine Enduro-Strecke oder eine Jump Line werden soll. Und für diese Entscheidung muss uns wiederum klar sein, was unsere speziellen Ansprüche und Erfordernisse sind.

Damit wir hier die nötigen Voraussetzungen schaffen und zu einer gemeinsamen Grundlage kommen um über dieses Thema mit allen Interessierten sinnhaft sprechen zu können, haben wir diesen Artikel verfasst und wollen das alles in den folgenden Absätzen näher beleuchten. Dabei richten wir uns natürlich auch an alle potentiellen Kunden & Interessenten, die in der Vor- bzw. Konzeptphase zu einem Trail Projekt stehen: Solltet Ihr zu einem geplanten Projekt eine Beratung, bzw. Details zu den verschiedenen Produkten im Trailbau (von Planung bis Umsetzung und Betrieb) benötigen oder an einem detaillierten Angebot Interesse haben, stehen wir jederzeit für Euch zur Verfügung (schreibt uns unter office@trailtech.at).

Ziele & Zielgruppen

Vor der Frage nach dem Preis, steht notwendigerweise immer die Frage nach dem individuell richtigen Produkt. Dabei gilt es zuerst abzuklären: Was sind die Ziele und wer ist die Zielgruppe des geplanten Anlage? Wer soll dieses Angebot nutzen und was sind die speziellen Ansprüche der Zielgruppe?

Die möglichen Ziele können dabei genauso unterschiedlich sein wie das zu erwartende Publikum. Das Ziel einer kleinen Trail-Anlage kann z.B. “nur” die Verbesserung der Angebote für Sport und Naherholung für eine Kommune sein (“Gemeinwohl-Motiv”), während hinter einem Bikepark-Projekt sicher auch wirtschaftliche Interessen stehen werden. Das Spektrum möglicher “Produkte” erstreckt sich vom ganz einfachen Singletrack für einen lokalen Mountainbike Verein, bis hin zum Täler übergreifenden Mega-Bikepark für eine riesige Tourismusregion.

Handelt es sich z.B. um ein kleines, stadtnahes Trail Center, wird der Nutzerkreis sicher ganz andere Ansprüche und Erwartungen stellen als wenn es sich um einen zahlungspflichtigen Bikepark mit touristischen Publikum dreht. Im einen Fall werden z.B. die Faktoren “Erreichbarkeit”, “Errichtungs- und Wartungskosten”, “Vielgstaltigkeit der Trails” besonders ins Gewicht fallen, während im anderen Fall “Niederschwelligkeit”, “Sicherheit”, "Services und Dienstleitungen” von immenser Bedeutung sein werden! 

Äpfel & Birnen

Nachdem wir also die Zielgruppen definiert haben, gilt es, sich einen guten Marktüberblick zu verschaffen - nur wer Produkte und Anbieter kennt und versteht, wird später fundierte Entscheidungen treffen. Dazu muss man nicht nur wissen, was die verschiedenen Typen von Mountainbike-Anlagen charakterisiert und wie sie mittels quali- und quantitativer Merkmale unterschieden werden können, sondern auch welche Anbieter sich bei der Planung & baulichen Umsetzung der verschiedenen Trail-Typen von Trails besonders hervortun.

Wir beobachten leider viel zu oft, dass wenn es um MTB Trails geht, Äpfel mit Birnen verglichen werden - und dem wollen wir hier abhelfen.

Von welchen Trails sprechen wir überhaupt?

Wenn wir von Mountainbike Trails reden, sollte zumindest ein Grundverständnis über die verschiedenen Typen von Trails bestehen. Dabei spannt sich der Bogen von einfachen Singletracks, über Flow Trails bis hin zu riesigen Jump Lines oder asphaltierten Pump Tracks. 

Ein Flow Trail, der speziell für die Nutzung mit dem Mountainbike konzipiert und in der Regel maschinell hergestellt wird, braucht es einiges an Platz und das bringt einen viel höheren Aufwand für Planung, Errichtung und Instandhaltung mit sich als es bei etwa einem naturbelassener MTB-Trail oder Singletrack der Fall ist. Ein einfacher MTB-Trail ist in der Regel schmaler und steiler als ein Flow Trail, lässt sich leichter ins Gelände einpassen und wird für gewöhnlich mit Handwerkzeugen hergestellt. “Natur-Trails” können sich aber untereinander auch stark unterscheiden, genauso wie der Charakter von Flow Trails ganz unterschiedlich sein kann. Hierbei kommt es im Wesentlichen auf die Ausgestaltung und die Häufigkeit spezieller Trail-Features an. Flow Trails unterscheiden sich zB. untereinander durch Dimensionierung und Häufigkeit und Rhythmik der für den “Flow” verantwortlichen Fahrbahnwellen und Steilkurven. 

Für alle jene, die mit all diesen Begriffen aus der MTB-Welt gar nichts anfangen können - hier findet Ihr ein kleines Glossar, mit einer kurzen Erklärung zu den verwendeten Fachwörtern und zu noch einigen Begriffen mehr.

Wie wird der Wert bzw. der Preis eines Mountainbike Trails bestimmt?

Der Grundpreis

Unterschiede zwischen Mountainbike Trails können anhand mehrerer qualitativer und quantitativer Kriterien festgemacht werden und spiegeln sich im Fall von professionell hergestellten Trails im Wert bzw. im Preis wider. Besonders relevant dabei ist, wie gut ein geplanter Trail allgemeine Qualitätsansprüche erfüllt, ob eine sorgsame Planung und ein gutes Design garantiert werden können und ob eine durchgängig fachgerechte bauliche Umsetzung, mit optimaler Gestaltung der Fahrlinien, einem stabilen Fahrbahnaufbau, standsicheren Böschungen und sauber durchgeführten Wiederbegrünungsmaßnahmen, etc. gewährleistet wird. Die bestmögliche Umsetzung dieser Kriterien ist nicht nur entscheidend für das Fahrerlebnis und die Sicherheit auf dem Trail, sondern hat auch einen wesentlichen Einfluss auf den zu erwartenden Wartungs- und Instandhaltungsaufwand.

Wie stark Qualität (nachhaltige kreative Konzepte, professionelles Design & Planung, fachgerechte Umsetzung, etc.) von den verschiedenen Anbietern gewichtet wird - darüber geben die jeweiligen Referenzprojekte der diversen Bewerber am besten Auskunft. Daher empfehlen wir jedem Interessenten, sich möglichst viele, bereits umgesetzte Projekte anzuschauen und sich mit den verschiedenen Erfahrungsberichten von Nutzern und Betreibern auseinanderzusetzen. 

Eine professionelle Baufirma, wird für ein kleineres Trailbauprojekt ein Bauteam zu Verfügung stellen, dass zumindest aus einer Trailbau-Fachkraft (diese Fachkraft ist gleichzeitig Baggerbedienung) und einer bis mehrere Hilfskräfte zusammengesesetzt ist. Ein Bagger (Maschinengröße variiert je nach Projekt) sowie Maschinen zu Bodenverdichtung (Rüttelplatte, Walze) und verschiedene Trailbau-Handwerkzeugen werden dabei mitangeboten. Für einen sehr einfachen, erdgebundenen Weg, der zwar alle oben genannten Qualitätsmerkmale erfüllt, aber dessen einziger Zweck ist, Menschen am Bike von A nach B zu bringen, also ein Weg der keine Einbauten wie Sprünge, Drops oder Steilkurven braucht, werden verschiedene Anbieter verschiedene Basis-Laufmeter-Preise anbieten. Unsere Erfahrung nach bewegt sich dieser Preis zw. 15 und 25 Euro.

>>> Kalkulator: Basis Laufmeter-Preis

Konzept & Planung

Unser letztendliches Ziel ist es aber, mit unseren MTB-Trails die verschiedensten Fahrerlebnisse zu erzeugen - z.B. ein Naturerlebnis, ein Erlebnis von Action & Abenteuer  oder ein Erlebnis der sportlichen Herausforderung. Solche Erlebniswerte können nur mit einem klugen Konzept, einer optimalen Planung und einem kreativen Streckendesign ermöglicht werden. Abwechslungsreichtum, Sicherheit, sowie die Einhaltung technischer Standards spielen, insbesondere die Vermeidung von Erosionsschäden (Beeinträchtigung des Fahrerlebnisses und in Folge kürzere Lebensdauer und Rentabilität eines Trails!) spielen dabei eine zentrale Rolle. 

Je nach individueller Situation wird sich die Planung eines MTB-Trails einfach oder kompliziert gestalten und dieser Umstand wird sich dementsprechend auf den Preis niederschlagen. Aus unserer Erfahrung belaufen sich die Planungskosten auf rund 5-15% der Errichtungskosten. Die wichtigsten preisbestimmenden Faktoren dabei sind: Bürokratische Hürden (je nach Situation, verschiedene behördliche Bewilligungen und Auflagen!), Grundeigentümersituation  (mehrere Eigentümer bringen nicht nur zusätzlichen Kommunikationsaufwand sondern erfordern auch komplexere vertragliche Lösungen!), Topografie und Naturraum (schwer oder leicht bebaubares Gelände?) und Naturschutzthemen  (Vermeidung und Kompensation von negativen Auswirkungen auf Pflanzen und Tierlebensräume!).

>>> Kalkulator: Faktor "Planung & Bewilligung"

Umwelt-Bedingungen

Gelangt ein geplantes Trailbau-Projekt schließlich zur Umsetzung, wirken sich verschiedene äußere Faktoren, z. T. drastisch auf den tatsächlichen Arbeitsaufwand und damit auf den Preis aus. Die Arbeitsprozesse können durch vielzählige Einschränkungen erschwert und verlangsamt werden - dazu zählen unter anderem dichter Bewuchs mit Strauch- und Baumvegetation, schwierige Geländesituationen oder schwierige geologische Ausgangsbedingungen, zu berücksichtigende bestehende Infrastruktur (z.B. Straßen, Wege, ober-/unterirdische Leitungen, Beschneiungsanlagen, etc.) - aber auch zusätzlichen Arbeitsaufwand - wie z.B. Hangstablisierungen oder Böschungssicherungen - mit sich bringen.

>>> Kalkulator: Faktor "Naturräumliche Einschränkungen"

>>> Kalkulator: Faktor "Hangneigung, Böschungssicherungen & Stabilisierungsmaßnahmen"

Die individuelle Gestaltung

Je nach Zielsetzungen unseres Trails werden also nicht nur qualitative Standards zu erfüllen sein, sondern auch spezielle Nutzeransprüche (Naturerlebnis, Action, sportliche Herausforderung, etc.) bedient werden müssen. Während ein schnörkelloser, glatter Fahrweg ohne spezielle Zielsetzung und Anforderungen (zB. eine einfache Transferstrecke oder ein simpler Radweg) von jeder beliebigen Baufirma umgesetzt werden kann, wird bei einem anspruchsvollen und kreativem Design, wie es zB. für einen Flow Trail notwendig ist, die Handwerkskunst des Trailbauers unabdingbar sein. Das nötige Know-How zu den speziellen Techniken, die hierfür nötig sind, kann kein Erdbauer, sondern nur ein Spezialist mit langjähriger Arbeitserfahrung im Trailbau und gut geschulten Fachpersonal bereitstellen. 

Mittels professionellen Trailbau wird aus einem schnörkellosen, langweiligen Fahrweg ein unvergessliches Erlebnis. Auf einem richtig guten MTB-Trail rollst du nicht mehr nur fad dahin, sondern gleitest wie von selbst durch atemberaubende Landschaften, spürst den Wind in deinem Gesicht und erlebst ein perfektes Zusammenspiel aus Geschwindigkeit, Leichtigkeit und purem Fahrspaß, ein Rausch aus Wellen, Kurven, und Sprüngen! Und du verstehst: Dafür müssen all die Features, die dir so viel Spaß bringen, nicht nur sicher gebaut sein, sondern auch stimmig platziert und dimensioniert sein! Die ganzen Steilkurven, Wellen, Tables, Doubles und  Drops dürfen nicht zu groß oder zu klein sein, Fahrgeschwindigkeiten,  Abstände und Winkel, Radien, Längs- und Quergefälle müssen zueinander passen - Sturzräume, Einfahrten, Ausfahrten, Kreuzungspunkte - all das muss wohlüberlegt, detailliert geplant und umgesetzt werden, damit das alles so funktioniert wie es soll, Freude bringt und keine unnötigen Risiken und Gefahren birgt!

>>> Kalkulator: Faktor "Häufigkeit und Dimensionierung von Einbauten"

>>> Kalkulator: Faktor "Deckschicht Import & Einbau"

Zusammenfassung

Konzept!

Was sind die Ziele und wer die Zielgruppe des geplanten Projektes? Wer soll dieses Angebot nutzen und was sind die speziellen Ansprüche der Zielgruppe? Das sind die wichtigsten Fragen vor jedem Projekt!

Planung!

Um die Kosten für die Umsetzung eines Trailbau Projektes abschätzen zu können, muss zuvorderst klar sein, welche Art von Trail, für welche Art von Nutzern, das heißt also in welcher Gestalt und in welcher Qualität ein Projekt umgesetzt werden soll. Dafür braucht es ein solides Konzept, auf dessen Basis man diese Festlegungen treffen kann. Liegt so ein Konzept vor, kann schließlich erhoben werden, wie groß der Planungsaufwand, eventuelle bürokratische Hürden oder Einschränkungen durch den Naturschutz sind. 

“Konzept und Planung sind das A und O jedes Trailbau Projektes - wer schlecht plant, bereut es später!”

Umsetzung!

Beim nächsten Schritt - der Umsetzung - sind die neben den situationsabhängigen äußeren Bedingungen, die indviduellen Ansprüche an die Gestaltung des Trails die maßgeblichen Preisfaktoren. Erschwerende Baubedingungen heben den Preis - und je aufwändiger die Gestaltung sein muss, um den Ansprüchen einer Zielgruppe gerecht zu werden, desto kostenintensiver wird verständlicherweise die Umsetzung. 

“Stelle die Höhe deiner Investition immer in Verhältnis zu dem, was du erwartest zurückzubekommen! Gewichte Qualität und Quantität auf dieser Basis!”

Kalkulator 

Der Kalkulator, den wir euch vorstellen wollen, soll in erster Linie dazu dienen, die grundsätzlichen Überlegungen und die Logik der Preisgestaltung zu illustrieren. Die von uns verwendeten Zahlen basieren dabei auf einem breiten Marktüberblick. Wir möchten aber dringend darauf hinweisen, dass diese Zahlen große Spannbreiten haben und sich je nach geografischer Region, je nach Land oder anderer, variierender Bedingungen stark unterscheiden können und daher nicht belastbar sind bzw. in irgendeiner Weise garantiert werden können! Wesentlich ist dabei aber, dass anhand unserer Kalkulators und des zugrundeliegenden Berechnugsschemas die Preisgestaltung transparent und verständlich gemacht wird! Was besonders wichtig ist, ist das Merkmal, dass nach diesem Schema, auch wenn Kriterien, Zahlen und  Prozentsätze geändert bzw. angepasst werden, ein transparenter und reproduzierbarer Quervergleich zwischen verschiedenen Anbietern möglich wird! 

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Entwicklung des Mountainbikens in Europa und Österreich: Auswirkungen auf die Trail-Bauindustrie